Omega Speedmaster Professional
- Samir A.
- 21. Apr. 2024
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 31. Mai 2024

Die Geschichte der Omega Speedmaster Professional: Ein Meisterwerk der Zeitmessung und Raumfahrt
Die Omega Speedmaster Professional ist nicht nur eine bemerkenswerte Uhr, sondern auch ein Symbol für menschliche Entdeckung und technologischen Fortschritt. Seit ihrer Einführung im Jahr 1957 hat sie die Herzen von Uhrenliebhabern auf der ganzen Welt erobert und eine reiche Geschichte hinterlassen, die von der Erde bis zum Mond reicht.
Die Anfänge
Die Geschichte dieser Uhr beginnt in den späten 1950er-Jahren, als Omega eine neue Uhr für Rennfahrer entwickelte. Das Ziel war, eine Uhr zu schaffen, die extrem präzise und leicht ablesbar war, um den Anforderungen des Motorsports gerecht zu werden. Das Ergebnis war die Speedmaster, die schnell zum Liebling von Rennfahrern auf der ganzen Welt wurde.
1957 wurde die erste Speedmaster mit der Referenz CK2915 vorgestellt mit einer bis dahin nicht gekannten Besonderheit. Omega versetzte als erster Uhrenhersteller die Tachymeterskala für die Geschwindigkeitsmessung auf die Lünette. Das Ziffernblatt, inspiriert von den Armaturen damaliger italienischer Rennwagen, wurde dadurch übersichtlicher und erreichte somit eine bessere Ablesbarkeit.

Quelle: Omegawatches.com
Welche historische Zukunft der Speedmaster noch bevorstehen würde, konnte damals noch keiner ahnen, aber dazu gleich mehr.
Omega und die NASA
US Präsident Dwight D. Eisenhower unterzeichnete am 29. Juli 1958 das National Aeronautics and Space Gesetz und gründete damit die NASA.
Ziel war es, dass zivile Raumfahrtprogramm durch eine eigene Raumfahrtbehörde durchführen zu lassen und somit den Wettlauf ins All (Space Race) mit der Sowjetunion zu gewinnen.
Diesen war es ein Jahr zuvor bereits gelungen, den Satelliten "Sputnik I" ins Weltall zu bringen.

In den frühen 1960er-Jahren, in Vorbereitung auf die Gemini und Apollo Missionen war die NASA auf der Suche nach einer Armbanduhr für ihre Astronauten.
Diese musste den Extrembedingungen und der Beanspruchung des Weltalls standhalten können.
1964 wurden 10 Uhrenhersteller angefragt (siehe Bild), um sich als Ausrüster zu bewerben.
Nur folgende 4 schickten ihre jeweiligen Zeitmesser ein.
Hamilton
Longines
Rolex
Omega
Die Tests waren extrem hart und es wurde den Uhren einiges abverlangt.
Als Vorbedingung wurde eine Präzision von +/-5 Sekunden pro Tag, vorzugsweise +/-2 Sekunden pro Tag verlangt. Die Uhren mussten über eine Stoppfunktion verfügen, gut ablesbar, stoßfest und antimagnetisch sein.
Der Chronograph sollte bei hohen Beleuchtungsstärken nicht blenden. Bevorzugt wurde ein Edelstahlgehäuse mit satinierter Oberfläche und das Glas sollte bruchsicher sein.
Hamilton wurde wegen Nichteinhaltung der Spezifikationen disqualifiziert und nahm an den nachfolgenden Tests nicht teil.
Die Tests
Hohe Temperaturen 48 Stunden bei einer Temperatur von 71 °C, gefolgt von 30 Minuten bei 93 °C. Für die Hochtemperaturtests musste der Luftdruck 0,35ATM betragen und die relative Luftfeuchtigkeit durfte 15 % nicht überschreiten.
Niedrige Temperatur Vier Stunden bei einer Temperatur von -18 °C
Temperaturdruckkammer maximaler Druck von 6-10ATM bei einer Temperaturerhöhung auf 71 °C. Die Temperatur sollte dann in 45 Minuten auf 18 °C gesenkt und in 45 Minuten wieder auf 71 °C erhöht werden, das ganze fünfzehnmal hintereinander.
Relative Luftfeuchtigkeit eine Gesamtzeit von 240 Stunden bei Temperaturen zwischen 20 °C bzw. 71 °C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von mindestens 95 %. Der verwendete Dampf musste einen pH-Wert zwischen 6,5 und 7,5 haben.
Atmosphäre aus reinem Sauerstoff Die Uhren wurden 48 Stunden lang einer Atmosphäre aus 100 % Sauerstoff bei einem Druck von 0,35ATM ausgesetzt. Die Umgebungstemperatur wurde bei 71 °C gehalten.
Schläge Sechs Schläge von jeweils 40g aus sechs verschiedene Richtungen, wobei jeder Schlag 11 Millisekunden dauerte. - (1g = 9,806m/s2 und entspricht der Erdbeschleunigung)
Beschleunigung von 1g auf 7,25g innerhalb 333 Sekunden (Simulation eines Raketenstarts)
Dekompression 90 Minuten in einem Vakuum von 6-10ATM bei einer Temperatur von 71 °C und 30 Minuten bei 93 °C
Hoher Druck mindestens eine Stunde lang einem Druck von 1,6ATM standhalten.
Vibration drei Zyklen von 30 Minuten (lateral, horizontal, vertikal), die Frequenz variierte von 5 bis 2000 Hz und zurück auf 5 Hz in 15 Minuten. Die durchschnittliche Beschleunigung pro Impuls betrug mindestens 8,8 g.
Akustischer Lärm zum Schluss mussten sie noch einen Lärm von 130 dB über einen Frequenzbereich von 40 bis 10.000 Hz für eine Dauer von 30 Minuten aushalten.
Das Folterprogramm, ausgedacht von NASA-Ingenieur James H. Ragan überlebte nur eine der drei getesteten Uhren - die Omega Speedmaster - die Uhren von Rolex und Longines schafften nicht mal den ersten Test.

James H. Ragan bei einem der Tests (Bild: NASA)

Am 1. März 1965 bekam die Omega Speedmaster mit der Referenz 105.003 die offizielle Zulassung für alle im Anschluss bemannten Weltraummissionen und Außenbordeinsätze.
"Flight-qualified for all manned space missions"
Fun Fact

Die Omega Speedmaster (Ref. CK2998) war bereits 1962, also gut drei Jahre vor der offiziellen Zulassung im Weltall und zwar am Handgelenk von Astronaut Walter "Wally" Schirra bei seiner Mercurys Sigma 7 Mission. Wally umrundete bei dieser Mission die Erde sechs Mal in 9 Stunden, 13 Minuten und 11 Sekunden, dabei trug er seine eigene private Speedy .
Am 23. März 1965 startete die Gemini III-Mission. Am Handgelenk der Astronauten Gus Grissom und John Young, nun auch endlich als offizielle NASA Ausrüstung, die Omega Speedmaster.
Auch bei der nächsten Mission, der "Gemini IV", bei der der Astronaut Ed White als erster Amerikaner einen Weltraumspaziergang wagte (20 Minuten außerhalb des Raumschiffes), war die Omega Speedmaster mit am Handgelenk.
Nach diesen Bewährungsproben bekam die Speedmaster den wohlverdienten Zusatz PROFESSIONAL, dieser sollte von nun an bei allen weiteren Modellen mit auf dem Ziffernblatt stehen.
Die Mondmission
Als Höhepunkt in der Geschichte der Omega Speedmaster Professional ging es am 20. Juli 1969 im Zuge der Apollo 11-Mission auf den Mond.
Neil Armstrong und Buzz Aldrin, die die erste bemannte Mondlandung durchführten, trugen dabei beide eine Speedmaster mit der Referenz ST105.12.
Aber nur der zweite Mann auf dem Mond, Buzz Aldrin trug sie auch bei ihrem Mondspaziergang und machte sie dadurch zur ersten Uhr, die am Mond getragen wurde - die Geburtsstunde der Moonwatch.
Neil Armstrong, der erste Mensch am Mond, ließ seine Speedy im Raumschiff Eagle als Backup zurück.
Buzz Aldrin auf dem Mond, am rechten Handgelenk seine Speedmaster (Quelle: NASA)


Buzz Aldrin im Raumschiff Eagle während der Apollo 11-Mission (Quelle: NASA)
Houston, we have a Problem
Diesen Satz kennt vermutlich jeder, auch wenn er historisch gesehen nicht ganz korrekt ist.
Das Originalzitat von Astronaut Jack Swigert lautete "Okay Houston, we´ve had a problem here"
Es sollte die dritte Mondlandung werden, also fast schon Routine und dann kam doch alles anders.
Wie die Apollo 13 Mission fast in einer Katastrophe endete, die Speedmaster Referenz 145.022 ihren Teil zu einer sicheren Rückkehr beigetragen hat und somit einmal mehr ihre Zuverlässigkeit unter Beweis stellen konnte, erfährt ihr weiter unten.

Speedmaster Ref. 145.022

Das Kontrollzentrum in Houston feiert die glückliche Rückkehr der 3 Astronauten (Quelle: NASA)
Am 13.04.1970 um kurz nach 20 Uhr Ortszeit Houston hörten Kommandant Jim Lovell, Kommandomodulpilot Jack Swigert und der Pilot des Mondlandemoduls Fred Haise kurz vor der Mondlandung einen lauten Knall!
Ein Sauerstofftank war auf Grund eines elektrischen Kurzschlusses explodiert und hatte Teile des Raumschiffs schwer beschädigt.
Zwei von drei Brennstoffzellen im Servicemodul hatten ihren Geist aufgegeben. Zum Überleben brauchten sie Strom, Wasser und Sauerstoff für die nächsten vier Tage, um den Mond zu umrunden und die Erde zu erreichen. Ohne das Servicemodul waren die Reserven jedoch außerordentlich knapp.
Die Crew musste alle Systeme, darunter auch den Bordcomputer, der für die Zeitmessung genutzt wurde, abschalten und in die Mondlandekapsel fliehen, die aber nur über Luft und Wasser für zwei Personen und maximal zwei Tage verfügte.
Um den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre zu ermöglichen, musste die Kapsel richtig ausgerichtet werden, dazu benötigte es eine sehr präzise Messung von genau 14 Sekunden der Zünddauer der Triebwerke!
Hier kam nun die Speedmaster zum Einsatz und bewies sich als unschätzbar wertvoll, um die Astronauten wieder sicher nach Hause zu bringen.

Apollo 13 Crew nach der sicheren Rückkehr auf die Erde (Quelle: NASA)
Für diese herausragende Leistung und den überlebenswichtigen Beitrag wurde die Omega Speedmaster Professional mit dem prestigeträchtigen "Silver Snoopy Award" ausgezeichnet.
Die höchste Auszeichnung, die durch NASA Astronauten an Personen oder Unternehmen vergeben wird, welche einen substantiellen Beitrag zu einer bemannten Raumfahrtmission liefern.

(Quelle: NASA)
Das Erbe lebt weiter
Im Laufe der Jahre hat Omega die Speedmaster kontinuierlich weiterentwickelt, um den sich ändernden Anforderungen der Zeit gerecht zu werden. Neue Materialien, Technologien und Designs wurden eingeführt, um die Leistungsfähigkeit und Attraktivität der Uhr zu verbessern, während gleichzeitig ihre einzigartige Identität bewahrt wurde.
Heute ist die Omega Speedmaster Professional "Moonwatch" mehr als nur eine Uhr, sie ist ein Symbol für menschlichen Ehrgeiz, Entdeckung und Innovation. Ihr Erbe lebt in jedem Detail fort, von ihrem ikonischen Design bis hin zu ihrer unübertroffenen Leistungsfähigkeit. Als Zeuge der größten Momente der Menschheitsgeschichte bleibt die Speedmaster Professional eine zeitlose Ikone, die Generationen von Uhrenliebhabern inspiriert.
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